Josef Eberle

Prof. Dr. h.c. Josef Eberle, gebürtiger Rottenburger und Ehrenbürger der Stadt
(geb. 8. Sept.. 1901 , gest. 1986 )
Als Hebsackers gelang es Eberle, in der „Chronik“ anonym Beiträge zu schreiben. 1942 kam er bei der Feuerversicherung in Stuttgart als Bibliothekar und Korrespondent unter, nachdem das amerikanische Konsulat geschlossen worden war.
In diesen Jahren entstanden die „Niedernauer Idylle“ die „Rottenburger Hauspostille“ und der „Rottenburger Bilderbogen“.
Im Januar 1945 drohte Else Eberle die Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt. Das Ehepaar Eberle musste untertauchen und erlebte das Kriegsende in einer versteckten Waldhütte.
Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges stellte die „Rottenburger Zeitung“ ihr Erscheinen ein, im Kreis Tübingen gab es als einzige Zeitung die „Tübinger Chronik“. Durch VermittlungAm 8. September 1901 kam Josef Eberle als fünftes Kind von Josef und Berta Eberle (geb. Entress)
in Rottenburg am Neckar zur Welt.. Sein Vater, von Beruf Stadtpfleger, war zwei Monate zuvor gestorben,
die Mutter musste sich mit ihren beiden Kindern Luzie und Josef (drei der Geschwister lebten nicht
mehr) alleine durchschlagen .“Wie die tapfere Frau es fertig gebracht hat, damit zwei Kinder aufzuziehen,
sie in höhere Schulen zu schicken und einen bescheidenen Status zu wahren, das ist mir bis heute noch ein
Wunder“, sagte Eberle in „Aller Tage Morgen“.Nach dem Besuch der Volksschule und des Progymnasiums(Lateinschule) in Rottenburg begann
Eberle 1917 eine Buchhändlerlehre bei Heckenhauer in Tübingen. Im gleichen Jahr starb seine Mutter.
Im August 1920 ging Eberle, seine Ausbildung hatte er gerade abgeschlossen, zu seinem Vetter
Joseph nach Berlin, um dort als Buchhändler zu arbeiten. Weitere berufliche Stationen waren
Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Leipzig und Paris. 1926 erschien Eberles erstes Gedicht in der
pazifistisch-linken „Sonntagszeitung“, die von Erich Schairer ( 1887 bis 1956) zuerst in Heilbronn,
von 1925 an in Stuttgart herausgegeben wurde. Schairer schrieb später in seinen „ Erinnerungen“:

„ Ein junger Buchhandlungsgehilfe namens Josef Eberle bot ein Manuskript an. Ich sah sofort, dass er etwas konnte,
was wenigen Schriftstellern gegönnt ist : die so genannte kleine Form. Von da an war Tyll, so hieß Eberles Deckname,
Mitarbeiter meiner „Sonntagszeitung“.“ Am 2. Mai 1926 erschien als erstes Gedicht Tylls „ Ode an die Dummheit“.
Im Februar 1927 hat er eine Stelle als Lektor und dann Als Leiter der Vortragsabteilung des „ Süddeutschen Rundfunk“
in Stuttgart übernommen.

Am 3. September 1929 heiratete er die Jüdin Else Lemberger aus Rexingen. Als Leiter der Vortragsabteilung lehnte
Eberle 1932 einen Vortrag ab, den Adolf Hitler im Radio halten wollte. Auch den Südfunk -Überwachungsausschuss
verhinderte 1932 Reden von Joseph Goebbels und Gregor Strasser im Funk, weil sie inhaltlich gegen die hausinternen
Statuten („Richtlinien für Vortragsreden“) verstießen.

Nach den Reichstagswahlen 1933 und der Besetzung des Stuttgarter Funkhauses durch die Nationalsotzialisten
am 8. März bekam Eberle Hausverbot, am 30. März erhielt er die Kündigung
„ aus Gründen der politischen Betriebsumstellung „, wie es hieß.Im gleichen Jahr brachte der Stuttgarter Verlag „ Silberburg“
Eberles Gedichtband „Kugelfuhr“ unter dem Pseudonym Sebastian Blau heraus.
Wenig später wurde Eberle im Konzentrationslager Heuberg auf der Schwäbischen Alb inhaftiert, zur selben Zeit
befand sich dort auch sein langjähriger Freund Will Hanns Hebsacher in Haft, der nach 1945 Chefredakteur und
Herausgeber des „ Schwäbischen Tagblatts“ war.

Nach der Entlassung zog Eberle mit seiner Frau zu den jüdischen Schwiegereltern nach Rexingen, sein Aufenthalt dort
dauerte bis 1936. Eberle baute sich eine Existenz als freier Schriftsteller auf, es entstanden Bücher wie „ Feierobend“
und das „Gold am Pazifik“.
Der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer 1936 bedeutete für Eberle Schreib- und Berufsverbot, „ Schwäbisch“
von Sebastien Blau erschien noch, er fand eine Anstellung beim amerikanischen Konsulat in Stuttgart. 1939 emigrierten
die Schwiegereltern Hermann und Sara Lemberger in die USA, auch Else und Josef Eberle versuchten, Deutschland
zu verlassen, doch ihre Pläne zerschlugen sich.

Nach Kriegsende arbeitete Eberle zunächst beim Sender der amerikanischen Militärregierung „Radio Stuttgart“ als
Übersetzer und Programmberater. Im September setzte ihn die Militärregierung als dritten Mitherausgeber der
„ Stuttgarter Zeitung“ ein.

Seit 1948 war Eberle Ausschussmitglied der Deutschen Schillergesellschaft in Marbach, 1956
wurde er deren Vizepräsident.

1955 verlieh ihm die Philosophische Fakultät der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde,

1959 bekam er das Große Bundesverdienstkreuz, 1961 ernannte ihn die Stadt Rottenburg zum
Ehrenbürger, die Universität Tübingen zum Ehrensenator. 1962 erhielt er vom Philologischen

Seminar der Universität Tübingen den Titel „ poeta laueatus“.

1971 beendete Eberle seine Tätigkeit als geschäftsführender Herausgeber der „ Stuttgarter Zeitung“
und lebte abwechselnd in Stuttgart und Pontresina7Graubünden.

1976 taufte die Stadt Rottenburg die „Mittlere Brücke“ in „Josef Eberle Brücke“ um. Josef Eberle starb am 20.September
in Samedan/Graubünden, er ist auf dem Sülchen-Friedhof beerdigt. Am 30.September 1989 starb Else Eberle in Stuttgart,
sie wurde an der Seite ihres Mannes beigesetzt.

(Quelle Beilage der Südwest-Presse zum 100 Jahrestag von Josef Eberle am 7.Sept.2001 )
Der Heimatdichter Josef Eberle, eher bekannt unter dem Namen Sebastian Blau, beschreibt die
Bürgerwache in seinem Gedicht „ D Bürgerwach“ in eindrucksvoller Weise.